2014/11/13

Die neuesten Pläne für mehr Boxer Anschaffungen

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(An article version in English is available here.)
Die Bundeswehr plane die Beschaffung von 131 Radpanzern des Typs Boxer, von dem die Bundeswehr bereits mehr als 200 Stück besitzt, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (SZ/Dienstag) unter Berufung auf Industriekreise. Der Auftrag für die achträdrigen gepanzerten Transportfahrzeuge belaufe sich auf 620 Millionen Euro. Allerdings sei die Bestellung noch nicht beschlossen.
"Deutsche Panzerbauer haben Auftrag der Bundeswehr in Aussicht"
FAZ, 4.11.

GTK Boxer prototype

620 Millionen € für 131 gepanzerte Wagen mit Goldrand.
4,73 Millionen € je gepanzertem Wagen mit Goldrand.
Das sind 0,59 Millionen € je Sitzplatz eines Infanteristen oder äquivalenten Anteil an einem anderen Modul.

Wisst Ihr was sonst noch so viel je Sitzplatz kostet?
Ein Cessna Citation Jet CJ2+!
Cessna CitationJet, (c) Alan Radecki
9 Passagiere
774 km/h schnell
3,300 km Reichweite
5,1 Millionen € (0,57 Millionen € je Passagier)

Diese 5,1 Millionen € sind eine Verhandlungsbasis. Man könnte sicherlich 131 dieser Flugzeuge für weit weniger als 5 Millionen € je Stück bekommen. Nun ja, außer der Bundeswehr - die würde auf einen Goldrand bestehen und dann bestimmt mindestens 15 Millionen je Stück bezahlen.

Es gibt genug Leute, die den Boxer Panzerwagen anschauen und beeindruckt sind. Beeindruckt von all den 'Befähigungen' mit denen das Design überladen wurde (sogar Schutz gegen Hohlladungsbombletts!). Einige sind auch beunruhight - beunruhigt über die Geländegängigkeit eioes derart schweren Radfahrzeuges und über die Fähigkeit kleiner ländlicher Brücken abseits der von großen LKW frequentierten Straßen.

Ein Blick auf das Gerät alleine ist jedoch Unsinn. Es ist viel zu teuer; der Zugewinn an Schutz gegenüber einem simplen überpanzerten LKW kommt einer Rechtfertigung des zusätzlichen fiskalischen, logistischen und personellen Aufwandes nicht einmal nahe. Dieses Fahrzeug soll in seiner Grundversion leichte Infanterie (Jäger) transportieren - und zwar nicht freiwillig ins Gefecht, sondern v.a. auf Straßenmärschen. Es ist kein Kampffahrzeug! Es ist ein fensterloser Bus mit paranoidem Schutzstandard.

Es gibt keinen guten Grund, warum die Jägertruppe auch nur ein Einziges dieser Fahrzeuge haben sollte. Warum sie, warum nur für Märsche - nicht als echtes Kampffahrzeug? Viele andere Soldaten müssten ebenfalls Straßenmärsche in Kriegszonen durchführen und bekommen ganz sicher nicht dieses paranoide Schutzniveau geboten. Die Meisten würden in ungepanzerten oder gering geschützten Fahrzeugen unterwegs sein.

Deutschland möchte ganz sicher nicht die wahnsinnigen Kosten stemmen, die anfallen würden wenn die ganze Truppe mit solch einem paranoiden Schutzniveau herumfahren sollte. Warum also ausgerechnet die Jägertruppe? Diese Waffengattung soll Eins sein mit der Natur, der Umgebung, sich (relativ) wohl fühlen im Orts- und Häuserkampf - und zu Fuß beweglich sein in jedem Gelände.

Vor nicht allzu langer Zeit hatten wir noch Generäle die überzeugt waren, dass die Jägertruppe sich mehr in Richtung Adaption an Waldgelände und OHK entwickeln müsse, und nun wird sie mit Goldrand-Panzerbussen ausgestattet, die die einst unangenehm ungewohnt teuren Fuchs Mannschaftstransportwagen*  geradezu spottbillig aussehen lassen. Geschäftsreisejet-ähnliche Kosten je Passagier, damit ein Infanterist über Straßen gefahren wird.
Und die Jäger sind nicht einmal eine Waffengattung, die als 'schnelle' Waffengattung besonders viel Wert auf Geschwindigkeit legt.



Dieser Wahnsinn und die Verschwendung von Steuergeldern sollten gestoppt werden. Das Heer ist auf dem Holzweg; Goldrandlösungen für wenige Hundert Soldaten sind verschwenderisch und nahezu irrelevant für den grundgesetzlichen Auftrag und Existenzgrund unserer Streitkräfte.

Das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB), das sich alle paar Monate in der Zeitschrift "Strategie und Technik" selbst beweihräuchern darf, sollte aufgelöst werden angesichts dieser and vieler anderer vom BWB verursachten, mitverursachten oder mitgetragenen Katastrophen. Und jeder dort, der auch nur annähernd etwas zu sagen hatte, sollte auf Lebenszeit auf eine schwarze Liste, damit er nie wieder im Öffentlichen Dienst zu Verschwendung beitragen kann.


Stattdessen wird diese spezielle Beschaffung vermutlich durchgewunken, abgesichert mit blödsinnigen Behauptungen, wie dass die Ukraine-Krise solche Beschaffungen ratsam mache. Schwachsinn getragen von Hysterie. Als ob diese Goldrand-Panzerbusse ihren Aufwand jemals in einem Osteuropa-Szenario rechtfertigen könnten. Wenn es soweit wäre, würden wir eher darüber fluchen, dass wir uns nur ganz wenge leisten wollten, konnten und rasch nachbauen können.
Verhältnismäßigkeit zwischen Aufwand und Nutzen interessiert bei solchem Gerät kaum Einen, ebensowenig wie Sparsamkeit mit Steuergeldern.

S O
defence_and_freedom@gmx.de

P.S.: Dieser Text ist nicht besonders gut geschrieben und der Frustanteil an der Schreibmotivation war auch zu hoch. Die erste Version war übrigens die Englisch, dies hier ist die Übersetzung.
Ich denke jedoch, dass die Leser hier Denkanstöße bekommen, denen sie selbst nachgehen können.

*: Mehr als 200.000 DM waren in den 1970er Jahren noch eine große Menge Geld, und inflationsbereinigt fast auf einer Höhe mit dem Stückpreis des zuvor schon beschafften M113 MTW (Kettenpanzerwagen).
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